Neuroonkologisches Zentrum (Friedrichstadt)

Diagnose und Therapieplanung

Bei Hirntumoren ist eine frühzeitige Diagnose wichtig, denn je früher er erkannt wird, desto besser sind in vielen Fällen die Heilungs- und Überlebenschancen. Allerdings haben viele Menschen Angst davor, in eine medizinische Mühle zu geraten, wenn sie den Verdacht haben, dass sie an einem Hirntumor erkrankt sein könnten. Deshalb schieben sie den Besuch beim Arzt hinaus. So verständlich diese Angst auch ist: Es ist wichtig, dass Sie möglichst bald zum Arzt gehen.

 

Die Untersuchungen im Rahmen der Diagnose von Hirntumoren sollen folgende Fragen klären:

  • Haben Sie wirklich einen Hirntumor?
  • Handelt es sich um einen gut- oder bösartigen Hirntumor?
  • Welche Art von Gehirntumoren ist es genau?
  • Wo sitzt der Hirntumor?
  • Wie ist Ihr Allgemeinzustand?
  • Wie weit ist die Erkrankung fortgeschritten?
  • Gibt es Metastasen?
  • Mit welcher Behandlung kann für Sie der beste Erfolg erreicht werden?
  • Welche Behandlung kann Ihnen zugemutet werden?

Dabei haben die einzelnen Untersuchungen zwei Ziele: Sie sollen den Verdacht, dass Sie an einem Hirntumor erkrankt sind, bestätigen oder ausräumen. Wenn sich der Verdacht bestätigt, müssen Ihre behandelnden Ärzte feststellen, wo genau der Gehirntumor sitzt, wie groß er ist, aus welcher Art von Zellen er besteht und ob er vielleicht schon Tochtergeschwülste gebildet hat.

Ihr Arzt wird Ihnen erklären, welche Untersuchungen notwendig sind, um die Diagnose eines Hirntumors zu sichern. Meist wird es mehrere Tage oder sogar Wochen dauern, bis alle Untersuchungen abgeschlossen sind und die Ergebnisse vorliegen. Je gründlicher Sie untersucht werden, desto genauer kann die weitere Behandlung für Sie festgelegt werden.

Wenn alle Ergebnisse vorliegen, wird Ihre Behandlung geplant. Ihr Arzt wird Ihnen genau erklären, welche Möglichkeiten es gibt, wie sich die Behandlung auf Ihr Leben auswirkt und mit welchen Nebenwirkungen Sie rechnen müssen. Die endgültige Entscheidung über Ihre Behandlung werden Sie gemeinsam mit den behandelnden Ärzten treffen. Dabei ist es von Anfang an wichtig, dass sich ein vertrauensvolles Patienten-Arzt-Verhältnis entwickelt.

Die Computertomographie ist eine spezielle Röntgenuntersuchung, die den Körper im Querschnitt zeigt und darüber informiert, wo der Tumor sich befindet und wie groß er ist. Da die Auflösung der Computertomographie der Kernspintomographie unterlegen ist, dient sie im Wesentlichen als Notfalluntersuchung, um andere Veränderungen auszuschließen, die ebenfalls neurologische Symptome verursachen können, wie Schlaganfälle oder Hirnblutungen.

Die Kernspintomographie (auch , , genannt) ist das wichtigste Verfahren zur Diagnose eines Hirntumors und zur Festlegung von therapeutischen Maßnahmen.

Die Positronenemissionstomographie ist ein bildgebendes Verfahren, das die Stoffwechselaktivität der Zellen sichtbar macht.

Mit der PET lassen sich beispielsweise Gewebe mit besonders aktivem Stoffwechsel von solchen mit weniger aktiven Zellen unterscheiden. Da Krebszellen schnell wachsen, benötigen sie meist viel Energie. Sie nehmen zum Beispiel Traubenzucker oder Sauerstoff oft viel rascher auf als gesundes Gewebe. Ein Stoff mit chemisch veränderten Molekülen, die der Körper bei vielen Stoffwechselprozessen umsetzt oder als Energiequelle braucht (Tracer, engl. to trace = ausfindig machen), wird mit einer leicht radioaktiven Substanz beladen. Die Spur dieser kleinsten Teilchen wird durch die besondere Technik der PET sichtbar. Auf diese Weise lassen sich auch Tochtergeschwülste besser erkennen. Manche Tumoren zeigen jedoch keine erhöhte Stoffwechselaktivität. Dann hilft eine PET-Untersuchung nicht weiter.

Allerdings kann auch entzündetes Gewebe eine erhöhte Stoffwechselaktivität haben und somit vermehrt Tracer anreichern. Eine PET allein reicht daher nicht aus, um Krebs festzustellen. Heute wird das Bild der PET-Untersuchung oft mit der CT oder kombiniert zur PET-CT beziehungsweise PET-.

In manchen Fällen ist bei Verdacht auf einen Gehirntumor eine Untersuchung des Nervenwassers () erforderlich. Bei einigen Hirntumoren (etwa dem Medulloblastom) können sich Tumorzellen ablösen und über den Liquorraum im Rückenmarkkanal verteilen.

Bei der Liquorpunktion oder wird im Bereich der Lendenwirbelsäule der Rückenmarkkanal mit einer feinen Nadel zwischen zwei Lendenwirbelkörpern punktiert. Der Neuropathologe untersucht dann das entnommene Nervenwasser unter dem Mikroskop auf Tumorzellen.

Bei einigen Gehirntumoren ist diese Untersuchung notwendig, um zu bestimmen, wie weit sich die Erkrankung ausgedehnt hat (Staging). Selten breiten sich auch Tumoren anderer Organe, zum Beispiel der Lunge oder der Brust, über das Nervenwasser bis hin zu den Gehirnhäuten aus (meningeale Karzinomatose). Dies kann ebenfalls über eine nachgewiesen werden.

Bei bestimmten, seltenen Tumoren im Bereich der Zirbeldrüse (Glandula pinealis) können zudem im Nervenwasser Hormone und hormonähnliche Stoffe nachgewiesen werden. Diese geben einen zuverlässigen Verdacht auf diese Art der Gehirntumoren.

 

Mithilfe einer Gewebeprobe kann der Arzt bestimmen, ob es sich um einen gutartigen Hirntumor oder einen bösartigen Hirntumor handelt. Die Gewebeentnahme (Biopsie) kann beispielsweise durchgeführt werden, wenn der Tumor operativ entfernt wird. Das ist jedoch nicht immer sinnvoll.

Folgende Gründe können dagegensprechen, den Hirntumor operativ zu entfernen:

  • Der Hirntumor liegt in einem Teil des Gehirns, dessen Verletzung mit hoher Wahrscheinlichkeit zu neurologischen Störungen führen würde.
  • Der Gehirntumor dehnt sich über mehrere Hirnregionen aus.
  • Der Hirntumor kann mit Chemotherapie und / oder Strahlentherapie allein behandelt werden.

In diesen Fällen wird eine offene Biopsie oder eine stereotaktische Probebiopsie durchgeführt.

Die stereotaktische Biopsie erfolgt unter Vollnarkose oder bei lokaler Betäubung. Im Vorfeld wird die genaue Lage des Tumors mithilfe von CT oder festgestellt. Dann schiebt der Arzt eine feine Nadel durch ein kleines Bohrloch im Schädel bis zum Tumorgebiet. Dies erfolgt dank vorheriger Berechnung am Computer mit einer Präzision von unterhalb eines Millimeters. Im Tumorgebiet entnimmt der Arzt mehrere kleine Gewebeproben, die anschließend untersucht werden.

 

Tumorkonferenz

Die aus vielen Fachabteilungen bestehenden interdisziplinären Tumorkonferenzen (auch als Tumorboards bezeichnet) sind ein Hauptinstrument des Onkologischen Zentrums. Sie bieten die Gelegenheit, für jeden Tumorpatienten eine leitliniengerechte Diagnostik und Therapie zwischen allen beteiligten Fachdisziplinen, wie der Chirurgie, Hämato-, Radioonkologie, Radiologie, Pathologie und weiteren abzustimmen und verbindliche Therapievorschläge zu formulieren. Diese regelmäßigen Konferenzen stehen auch den einweisenden und weiterbehandelnden Ärzten offen.